Demografiefaktor gegen Alterssicherung?

Oder: Produktivität schlägt Demografie!

Bei meiner Internetrecherche habe ich auf Tagesschau.de eine interessante Leserzuschrift zu dem Artikel "Linke hält Riester für gescheitert" gefunden:

Neulich auf WDR5

Nie in der Geschichte sei der Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung so hoch wie heute. Allein ein jährlicher Fortschritt der Produktivität um nur 1,25 Prozent sorge dafür, dass in einigen Jahrzehnten eine viel geringere Zahl von Beschäftigten dieselbe Menge an Waren und Dienstleistungen schaffe wie heute 35 Millionen Arbeitnehmer", sagt Gerd Bosbach, Professor für Arbeitsmarkt, Statistik und Empirie an der Fachhochschule Koblenz. "Die Lehre daraus könnte so einfach sein: Die Produktivität schlägt die Demografie, wenn die Umverteilung nicht die Löhne der Arbeitnehmer beschneidet. Schade, dass die Rentenkürzer der meisten Parteien dieses Wissen völlig ignorieren."

Leonardo-Redakteur Rainer Marquardt: "Liebe 64er, lassen Sie sich nicht einreden, Sie seien durch ihr zurückhaltendes Zeugungs- und Gebärverhalten auch noch Schuld an der drohenden Altersarmut. Die ist keine Folge des demografischen Wandels, sondern ein Problem der Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums.

Ich bin selbst fleißiger Hörer von WDR5; die vorstehend zitierte Sendung habe ich aber leider verpasst und deshalb weiter gesucht. Auf der Internetseite "Lügen mit Zahlen" habe ich dann den Artikel "Zahlen belegen eindeutig: Wirtschaftswachstum und Alterung - das geht problemlos" gefunden.

Zitat aus dem dortigen Bericht:

"Die deutliche Alterung seit der Wiedervereinigung war mit einer Wirtschaftsleistung verbunden, die real deutlich gewachsen ist. Der Abbau von Sozialleistungen in dieser Zeit lag also nicht an der demografischen Alterung. Das Kaninchen kann den Blick getrost einmal von der Schlange Demografie abwenden und eine andere Schlange ins Visier nehmen: nämlich die Frage, wie das wachsende erwirtschaftete Produkt verteilt wurde und wird."

Damit schließt sich der Kreis wieder zu meinen Thesen zur gerechteren Verteilung der wirtschaftlichen Erfolge unserer Gesellschaft.

06.06.2017


Am 20.06.2017 habe ich folgenden
Leserbrief an die Rheinische Post

gerichtet und darin auf einen Strickfehler im SPD-Wahlprogramm zur Finanzierung der Entlastung niedriger Einkommen hingewiesen!


Bitte lesen Sie auch weiter unter:
Wertschöpfungsabgabe - Zahlen
und ein Gespräch mit Staatssekretär Dr. Rolf Schmachtenberg (BMAS)


Ein Überblick über die künftige Entwicklung der Bevölkerung
findet sich in der Süddeutschen Zeitung:
Deutschland, deine Zukunft


Wie die Produkivität unseren Wohlstand befördert hat

30.03.2024 - Süddeutsche Zeitung: "Früher war alles besser – wirklich?"

Zitate aus dem Bericht:

"Entscheidend ist nicht nur, wie viel man verdient, sondern auch, was man dafür bekommt. Was genau konnten sich Boomer von ihrem Geld früher leisten, im Vergleich zu Millennials heute? Daten zeigen, dass die Antwort darauf sehr unterschiedlich ausfallen kann, je nachdem, wofür man sein Geld ausgibt."

"Besonders groß ist der Unterschied bei technischen Geräten. Während man 1974 für einen Fernseher noch fast 66 Stunden arbeiten musste, sind es heute noch gut 22 Stunden. Zumal man dafür kein Röhrengerät, sondern einen Flachbildschirm bekommt."

"Technik- und Agrarfirmen haben besonders vom technologischen Fortschritt profitiert und können heute Fernseher und Eier günstiger anbieten. Anders ist das bei Dienstleistungen."

"Insgesamt kann man sich heute aber ungefähr dreimal so viel leisten wie noch 1960. Der Wohlstand hat also deutlich zugenommen."

Eine insgesamt überzeugende Darstellung, wie sich der technische Fortschritt als Triebmittel für unseren Wohlstand ausgewirkt hat!

Am Schluss des Artikels beschäftigt sich der Verfasser mit der Aussicht auf die Rente. Dabei verweist er mal wieder auf den demografischen Wandel und die daraus in der politischen Diskussion abgeleiteten Argumente. Warum können denn nicht endlich auch Teile der Automatisierungsdividende - wie von mir immer wieder mit der Wertschöpfungsabgabe vorgeschlagen - in die Rentenkasse umgeleitet werden?

Ich habe dem Verfasser diese Frage gestellt und bin auf seine Antwort gespannt.


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